Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie
Chefarzt Prof. Dr. Matthias Bollow
Augusta-Kranken-Anstalt gGmbH
Bergstraße 26 - 44791 Bochum
Tel.: 0234 / 517-2753
Die schwangerschaftsbedingte Symphysenlockerung und Symphysenruptur sind Ver�nderungen, die mit Schmerzen im Beckenbereich einhergehen. Die Diagnose kann oft allein durch die sorgf�ltige Untersuchung des Geburtshelfers gestellt werden. H�ufig werden die Symptome jedoch ignoriert, da Schmerzen w�hrend und nach der Entbindung auch durch andere Prozesse entstehen. Die schwangerschaftsbedingte Symphysenlockerung heilt in der Regel ohne Therapie aus, dieser Proze� l�sst sich jedoch nach unseren Erfahrungen mit gezielter Physiotherapie beschleunigen.
Die schwangerschaftsbedingte Symphysenlockerung (Symphysiolyse) ist ein vor oder w�hrend der Entbindung auftretende Lockerung der Symphyse (Symphysis pubica). Die Symphyse ist die knorpelige Verbindung beider Schambeine. Es werden dabei die Symphysenlockerung und die Symphysenruptur unterschieden. Durch beide Ver�nderungen wird die Stabilit�t der Symphyse als vordere Beckenringverbindung und das gesamte Becken gelockert. Dadurch werden auch die beiden Kreuz-Darmbein-Gelenke (Sacroiliacalgelenke) in Mitleidenschaft gezogen.
Die Symphysenruptur als schwerwiegendere Form ist eine seltene Erkrankung und tritt in etwa einer von 10.000 bis 100.000 Schwangerschaften auf. Die Symphysenlockerung kommt nach Sch�tzungen bei einer von 600 Entbindungen vor. Diese heilt oft ohne Diagnostik und Therapie aus und hat einen wesentlich k�rzeren Schmerzverlauf.
Hauptsymptom sind Schmerzen im Bereich der Symphyse, welche als kn�cherne Struktur dicht unter der Haut im Bereich der Schamregion gut zu tasten ist. Diese Schmerzen k�nnen bereits vor der Entbindung beginnen und kontinuierlich zunehmen. H�ufig treten Beschwerden aber erst w�hrend der Entbindung mit einem pl�tzlich einschie�enden Schmerz auf. Die Beschwerden k�nnen auch bis in die Leistenregion ausstrahlen oder ausschlie�lich dort lokalisiert sein. Nach der Entbindung verschlimmern sich die Schmerzen bei Belastung oder sind so stark, dass die Patientin nur liegen und nur mit gr��ter M�he laufen kann.
Da auch die beiden anderen Beckenringverbindungen, die beiden Kreuz-Darmbein-Gelenke, in Mitleidenschaft gezogen werden k�nnen, sind Beschwerden im Bereich des Kreuzbeines nicht selten und geh�ren mit zum Beschwerdebild. Diese Beschwerden werden teilweise als R�ckenschmerzen empfunden und k�nnen auch st�rker, als die von der Symphyse ausgehenden Schmerzen sein.
An erster Stelle steht die klinische Untersuchung durch den Geburtshelfer. Erg�nzend k�nnen R�ntgendiagnostik, Ultraschall oder Kernspintomographie zur Anwendung kommen.
Durch spezielle R�ntgenaufnahmen der Symphyse im Zweibein- und Einbeinstand k�nnen sowohl ein vermehrter Abstand der beiden Schambeine als auch eine funktionelle Lockerung der Symphyse diagnostiziert werden. Diese Methode geht allerdings mit einer Strahlenexposition einher und kann die wichtigen Knorpelstrukturen und B�nder sowie das Knochenmark nicht darstellen. Ebenso sind Ver�nderungen der Kreuz-Darmbein-Gelenke nicht darstellbar. Die gelegentlich durchgef�hrte Becken�bersichtsaufnahme ist bei der Frage nach Symphsenlockerung ohne diagnostischen Wert.
Die Ultraschalldiagnostik kann direkt am Krankenbett angewendet werden. Beurteilbar sind die Weite des Symphysenspaltes und ggf. abnorme Beweglichkeit der Schambeine. Nicht beurteilt werden k�nnen das Knochenmark und die Kreuz-Darmbein-Gelenke. Die Methode ist frei von ionisierender Strahlung, jedoch von der Erfahrung des Untersuchers abh�ngig.
Die Kernspintomographie ist eine sehr aufwendige Untersuchungsmethode ebenfalls ohne R�ntgenstrahlung. An unserem Institut ist sie aus folgenden Gr�nden die Methode der Wahl bei der Frage nach Symphysenlockerung: Durch eine spezielle Darstellungstechnik kann in ca. 10 Minuten der gesamte Beckenring dargestellt und s�mtliche Fragen gekl�rt werden. Dargestellt werden Fl�ssigkeitseinlagerungen (�deme) im Knochenmark, h�ufig der einzige bildgebende Befund, und Einriss oder Abriss der knorpeligen Symphysenscheibe. Auch diskrete Ver�nderungen der Kreuz-Darmbein-Gelenke werden abgebildet.
Die Entscheidung �ber die erforderliche Therapie erfolgt in Abh�ngigkeit vom Beschwerdebild und ggf. den bildgebenden Befunden. Gemeinsam entscheiden die Geburtshelfer und Orthop�den oder �rzte f�r Rehabilitation und physikalische Medizin. Der wichtigste Schritt ist zun�chst die Stabilisierung des Beckenringes. Diese kann sehr einfach mit einem sogenannten Beckengurt erfolgen, der die Darmbeine zusammendr�ckt. Dadurch erfolgt die Entlastung und Schmerzlinderung. Zus�tzlich empfehlen sich folgende physikalische Ma�nahmen: eine spezielle W�rmetherapie, Langwellenbehandlung, Iontophorese mit Diclofenac-Gel sowie eine spezielle Beckenbodengymnastik zur muskul�ren Stabilisierung. Diese Therapiekombination hat sich nach unserer Erfahrung sehr bew�hrt. Sehr selten ist eine operative Stabilisierung der Symphyse durch einen Orthop�den erforderlich.